Canon Canonet GIII QL17, Canon 40 mm f1.7 - © bildraum-f | fotografie

Über die letzten Jahre haben sich fast zwangsläufig bei mir doch einige recht interessante Kameras angesammelt, und diese ziemlich seltene schwarz lackierte Canonet GIII QL17  (Mint) Messsucherkamera habe ich gerade für einen äußerst vernünftigen Preis erworben. Da ich schon eine Rollei 35, Leica CL, Konica Hexar AF, Minolta HiMatic 7sII und eine Konica Auto S3 besitze kann ich endlich mal damit anfangen die kompakten 35mm Messsucherkameras direkt zu vergleichen. Warum nun ausgerechnet diese Kameras, die in den 70er Jahren den Massenmarkt dominierten um dann durch billigere und technisch nicht mehr so anspruchsvolle und vorzugsweise aus Plastik hergestellten „Point and Shoot“ Kameras abgelöst wurden? Eigentlich ganz einfach, für wenig Geld bekommt man hier noch technisch und konstruktive hervorragende Kamera, die nahezu alle über einem Zentralverschluss verfügen, einem leichten Weitwinkelobjektiven (Brennweite zumeist zw. 38 und 45mm) und mit schnellen Objektiven (Blende < f/2) ausgestattet sind. Der Fotograf wird hier noch entgegen den üblichen „Point and Shoot“ Kameras noch gefordert und bleibt doch jederzeit “Herr der Lage” über die Technik.
Vielleicht sollte ich doch mit dem etwas sperrigen Namen “Canonet GIII 17QL” anfangen, Canon hatte den Namen Canonet für gleich mehrere Modellvarianten und -typen verwendet. Das erste Model aus dieser Serie war die Canonet QL17 aus dem Jahr 1965, noch ausgestattet mit einem 45mm f/1.7 Objektiv und deutlich größeren Abmessungen. Das zweite Modell, die New Canonet QL17 wurde im Jahr 1969 eingeführt und hat eigentlich schon alle Ausstattungsmerkmale der späteren GIII QL17. Das “G” steht hier im übrigen für “Grade up” und die “III” für die dritte Generation der Canonet Serie. Das Upgrade bestand in einem verstänkerten Rückspulhebel, einen Spannungstest per LED-Diode neben der Batterietest-Taste am Sucher und laut Canon einer weiter “verbesserte Qualität” in der Verarbeitung und Materialien. Hergestellt wurde die Canonet GIII QL17 vom Frühjahr 1972 bis ungefähr Sommer 1982 und war für Canon ein echter Bestseller über 11 Jahren und mit über 1,2 Millionen verkauften Kameras, damit ist die GIII 17QL eine der erfolgreichsten 35mm Messsucherkameras mit festem Objektiv überhaupt.
Die technischen Aspekte der Kamera klingen nach dem aktuellen Stand der Technik nicht mehr so aufsehenerregend. Die Canon hat einen extrem leisen Copal Zentralverschluss mit Verschlusszeiten zwischen 1/4 und 1/500 sec, sowie einem B-Modus für Langzeitbelichtungen und einem Selbstauslöser (der bei alten Kameras wegen ausgehärteter Schmiermittel gerne mal die Mechanik zerstören kann). Das 40mm f/1.7 Objektiv ist von guter Qualität, persönlich empfinde ich es lange nicht so gut wie das 38mm f/1.8 der Konica Auto S3 oder dem 40mm Summicron f/2 an der Leica CL. Zudem ist das Objektiv anfällig gegen Streulicht und neigt bei geöffneter Blende zu einer verstärkten Randabschattung. Canon typisch hingegen ist die Kamera mit einer Blendenautomatik mit Zeitvorwahl ausgestattet, jedoch ist die Kamera auch im vollständig manuellen Betrieb zu verwenden (jedoch nur ohne Belichtungsmessung). Der Sucher und die Leuchtrahmen mit Parallaxenausgleich ist recht hell (mit leicht bläulichen Stich), außerdem wird die momentan gewählte Blende angezeigt. Als langjähriger Nikon Benutzer habe ich die “Quick Loading” Funktion, daher das QL im Namen, immer etwas mit einem gewissen Amüsement betrachtet, aber nach mehrmaligen Verwenden des Mechanismus bin ich wirklich davon angetan, er beschleunigt tatsächlich das Beladen der Kamera.
Jede Kamera hat ihre Vorzüge und Nachteile, bei der Canonet GIII QL17 stört mich vor allem das der Auslöser eine bis zum 7mm tiefes Spiel hat, der eigentliche Widerstand ist hingegen gut bemessen. Außerdem empfinde ich haptisch den Spannhebel und den Transport des Filmes als nicht der Qualität der Kamera angemessen. Ja und natürlich bleibt zuletzt auch noch das Problem mit den Quecksilber PX625-Batterien (1,35 V), die nicht mehr erhältlich sind, aber es gibt ja dafür die WineCell MRB625 oder andere Adpater. Oder man lässt sich von einem Techniker gleich die Kamera auf 1.5V für Silber-Oxid Batterien umrüsten. Zum Thema Haltbarkeit der WineCell – der Belichtungsmesser, der über dem Objektiv verbaut wurde schaltet sich ab und schont damit zugleich die Batterien, indem man einfach nur den Objektivdeckel wieder aufsetzt!
Da diese Kamera mittlerweile doch einige Jahre auf dem Kasten hat, ist es auch nicht ganz ungewöhnlich und nicht nur für diesen Hersteller, dass einige Probleme und Macken auftreten, das betrifft vor allem die Verschlussmechanik, die Gummilichtdichtungen und die Elektronik. Aber im Netz sind einige gute Seiten zu finden, die sich genau diesen Problemen angenommen haben und dafür auch Lösungen parat haben. (Matts Classical Cameras – Repair Tips Addendum: Canonet und Kyphoto Säuberung eines Canonet Verschluss) Ich selber habe hier auf der Seite die Reparaturanleitung der Canonet GIII QL17 und der GIII QL19 als PDF hinterlegt.
Und nun: Könnte man jetzt noch das Objektiv wechseln, wäre die Kamera eine echte Konkurrenz zur fast gleichgroßen Leica CL. Ehrlich eine schöne und wertige Kamera, mit der man sehr gut Arbeiten und qualitativ gute Bilder herstellen kann. Aber ich persönlich empfinde die Konica Auto S3 im direkten Vergleich aller oben genannten 35mm „fixed lense“ Messsucherkameras noch ein kleines Stück besser, was wahrscheinlich am responsiveren Auslöser und der etwas schärferen Optik liegt.

Winter 2013 in Berlin, Nebel über der Spree, Oberbaumbrücke - © bildraum-f | fotografieCanonet G-III 17, Winter 2013 in Berlin, Nebel über der Spree - © bildraum-f | fotografie

Oberbaumbrücke und Spree im Nebel, Berlin Winter 2014. [Canonet G-III 17, Kodak Trix 400]