Im Jahr 1998 entwickelte Hasselblad, Fuji und Horseman gemeinschaftlich die XPan Messfeldsucherkamera, die bis heute bei den Messfeldsucherkameras die einzigartige Funktion der Panoramaaufnahme aufwiest. Die Kamera ist baugleich mit der Fuji TX-1, die ausschließlich auf den Japan Markt verkauft wurde. Die aus Titan gefertigte Kamera ist mit einer Größe von 166 mm x 82 mm x 51 mm (BHT) recht handlich und nur geringfügig größer als andere Messfeldsucherkameras (zum Vergleich: Zeiss ZM 138 mm x 72,5 mm x 32 mm) und wiegt mit dem 45mm Standardobjektiv rund 735.00 gr. Das Besondere an dieser Kamera sieht man schon an dem obigen unbeschnittenen Bild, die Kamera ist in der Lage nicht nur KB-Bilder im Standardformat 24 x 36 mm zu erstellen, sondern auch Panoramabilder mit den Abmessungen 24 x 65 mm (ohne großartige Vignettierung, zumindest bei dem 45mm Objektiv), das Format kann während des Fotografierens mit einem mechanischen Schalter an der Rückseite auswählen werdem. Fotografiert man einen kompletten Film im Panoramaformat, stehen einem auf einem 135 Film insgesamt 20 Aufnahmen zur Verfügung. Damit das Panoramaformat überhaupt möglich ist, verwendet die Kamera kompakte gebaute Mittelformatobjektive, zur Verfügung stehen Objektive von Fuji (mit Hasselblad Branding) mit den Brennweiten von 30mm (mit Aufstecksucher), 45mm und 90mm. Umgerechnet entspricht das einer KB-Brennweite von ca. 17, 25 und 50mm. Das 30mm Objektiv muss mit einem Centerfilter betrieben werden um die Vignettierung am Rand abzumildern. Sofern SW-Filme und das 45mm Objektiv benutzt werden, ist die Verwendung eines Centerfilter unnötig, da eine Randabschattung nahezu nicht wahrnehmbar ist, bei Durchlichtfilme hingegen schon – aber bei diesem Punkt herrscht allgemeine Unstimmigkeit, ich zumindest habe keien Vignettierung feststellen können. Ansonsten besitzt die Kamera eine Mittelpunktbetonte TTL-Belichtungsmessung mit manuellen Nachführmessung, eine maximale Belichtungszeit von nur 270 Sekunden und eine Zeitautomatik mit der Möglichkeit der Belichtungskorrektur – und genau da ist, mir völlig unerklärlich warum, des grösste Problem mit der Kamera. Die Belichtungszeit wird nicht in das Sucherfeld eingespiegelt, sondern steht auf dem LCD Diplay auf der Rückseite der Kamera. Wer um alles in der Welt hat sich das einfallen lassen? Kurzum, fotografiert man im AV – Mode sieht man die Belichtungszeiten nicht und muss die Kamera vom Auge nehmen und auf dem Display auf der Kamerarückseite nachschauen. Mir persönlich ist das egal, da ich ohnehin lieber im “shutter priority” Modus arbeite, in diesem Fall wird das Messergebnis in Form der klassischen Nikon F2 “- 0 +” Anzeige als LED Info im Sucher angezeigt – die Angaben haben sich als ausgesprochen akkurat erwiesen (mit einem Gossen Digisix nachgemessen). Jeder der schonmal mit volltändig manuellen Kameras wie zB. der Nikon S3, Leica III usw. gearbeitet hat wird mit dieser Einschränkung sicherlich keine Probleme haben. Der Filmtransport und die Auslösung sind vollständig elektronisch gesteuert sehr leise und lassen auch unbemerktes Fotografieren zu. Die optische Qualität der Objektive ist hervorragend, im Vergleich dazu erscheint mir das Voigtländer Skopar 21mm f/4 als relativ unscharf – und das gilt schon als extrem scharf.
Im Jahr 2003 wurde die XPan überarbeitet und als XPan II auf den Markt gebracht, die Verschlußzeit wurde nunmehr im Sucherfeld angezeigt, die maxmiale Verschlusszeit wurde auf 540 Sekunden angehoben und das Einstellrad für die Filempfindlichkeit wurde von der Frontplatte entfernt, ausserdem sind nun Mehrfachbelichtungen möglich. Im Jahr 2006 wurde die Produktion eingestellt, Grund dürfte dafür ua. die “Elektronikschrott-Richtlinien” der EU sein. Für die, die sich das 30mm nicht leisten könne, immerhin kostet das Objektiv gebraucht noch rund 2.800,00€, gibt es einen Adapter um ein Nikon PC-Nikkor 28mm f/3.5 an die XPan anzuschließen. Jedoch wird dadurch das Bild um insgesamt 2mm in der Horizontalen beschnitten. Gebrauchte “near mint” Xpan kosten mit einem 45mm Objektiv rund 1.500,00 €, bei der XPan II muss man schon mit rund 2.300,00€ rechnen – ob nun die überarbeite Version den Mehrpreis rechtfertigt bleibt jedem selbst überlassen. Einen Review der Xpan ist auf “luminous landscape” nachzulesen und die orginale Hasseblad XPan Broschüre habe ich auch noch gefunden.
[Hasselblad Xpan, 45mm f/4, Kodak Professional Tmax-400]
Hi,
ich lebe auch in Berlin und würde gern fragen ob man sich die Xpan II eventuell mal angucken könnte. (Ich bin am überlegen ob ich mir eine selbst eine kaufe.) Vielleicht kann man mir die email des Autors (danke auch für den guten Beitrag) geben.
Beste Grüße!
Hallo Paul,
ich habe mir eine XPan Typ I gekauft, die Mehrkosten in Höhe von ca. 750-1000€ für die XPan II wollte ich nicht bezahlen, da ich den Mehrwert (max . Belichtungszeit, IR Fähigkeit und Belichtungsanzeige im Sucher) dabei nicht sehe. Ich empfehle jedoch jedem, der sich überlegt eine XPan zu kaufe, erstmal eine auszuleihen (am besten direkt über Hasselblad nach Geschäften vor Ort nachfragen). Eigentlich hatte Wüstefeld (nun Leistenschneider) immer eine XPan im analogen Rentprogramm, aber dieses haben Sie aber vor nichtmal 3 Wochen vollständig aufgelöst.
Gruß Tom