1. Schlechte Erfahrung mit dem Fotofachgeschäft Foto Meyer, Berlin

Eigentlich waren meine bisherigen Erfahrungen mit dem Fotofachgeschäft „Foto Meyer“ von guter Natur – eigentlich!

Zur Vorgeschichte: Ende Dezember habe ich den hintere Objektivdeckel für ein Voigtländer SC Skopar 21mm f/4 für das Nikon S-Bajonett System verloren – nicht gut. Also auf zu Foto Leistenschneider in der Uhlandstraße, ist halt in der Nähe. Ich hatte das Objektiv kaum aus der Tasche genommen, da meinte sogleich der Fachverkäufer, dass Leistenscheider bei Voigtländer bzw. der Ringfoto AG nicht bestellen könne. Stattdessen sollte ich besser direkt bei Voigtländer per Email den Erwerb des Objektivdeckes versuchen. Gesagt getan, die Antwort von Voigtländer kam prompt und überraschend: „… vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte setzen Sie sich mit dem Fotofachhandel in Verbindung, der den Objektivdeckel bei unserem Kundendienst ordern kann. Direktabwicklung ist leider nicht möglich. In Berlin empfehlen wir z. B. folgende Händler: … Foto Meyer, Welser Str. 1, 10777 Berlin …“ Ja, die Sache mit der Direktabwicklung ignorieren ich mal ganz geflissentlich, ist auch egal. Da nun Foto Meyer eine ähnlich räumliche Nähe wie Leistenscheneider aufweist, warum also nicht statte ich mal wieder dem Laden ein Besuch ab.

Erstmal Foto Meyer hat umgebaut – ja schön, scheint ja bei Fotoläden in Berlin gerade in ganz groß in Mode zu sein, wie einer der hippen Geschäftsräume einer bekannten Cafehauskette respektive Computerfirma auszusehen, aber das Ladengeschäft kömmt nunmehr deutlich aufgeräumter daher (gilt im übrigen auch für Leistenschneider ehem. Wüstefeld).

Zu Beginn – erstmal Schlange stehen und warten, fast wie auf dem Bürgeramt – nachdem ich dem erstbesten Verkäufer meinen Wunsch nach dem Objektivdeckel geäußert hatte, wurde ich von ihm beäugt, als würde ich von einem anderen Stern kommen. Pro foma, man ahnte ja was da kommen wird, hatte ich das besagte Objektiv inklusive eines Ersatzdeckels für ein baugleiches 35mm Skopar SC, als eine Art Mustervorlage, eingepackt. Der sichtlich bemühte, doch damit überforderte Verkäufer teilte mir mit, dass solch ein Deckel, sollte er noch existieren nicht in diesem Laden vorrätig sei und außerdem kenne er diesen Bajonettyp überhaupt nicht. Zu dieser Erkenntnis kam er, nachdem er mehrmals durch den Laden rannte und fröhlich mit mir oder gar mit sich selber redete, was ich trotz einigen bemühens nicht wirklich genau eruieren konnte. (o tempora, o mores) Der Hinweis, dass mir Voigtländer den Objektivdeckel über genau diesen Laden zukommen lassen würde, interessierte den Herrn hingegen überhaupt nicht. Aber wen interessiert es schon, was ein dahergelaufene und unwissende Kunde sagt und auch noch will. Stattdessen schlug er mir vor, dass ich mich an das Faktotum (nicht negativiert) des Ladens wenden möge, da dieser vielleicht eine Idee bzw. was in der Gebrauchtkiste hätte. Währenddessen schlug mir der Verkäufer doch vor, er könne ja doch mal bei Voigtländer auf der Internetseite suchen, ob er das Objektiv findet – hat er wohl nicht! Mal ehrlich, gebt doch einfach mal bei der bekanntesten Suchmaschine „SC Skopar 21mm“ ein und schaut euch den ersten Eintrag von Ringfoto an, ist ganz einfach und dort wird auch der Typ des Kameraanschluss mit „Nikon S / Contax C“ angegeben (das spielt noch eine wichtige Rolle, doch dazu weiter unten mehr).

Voigtländer_SC_Skopar_21mm-KenRockwell
Voigtländer SC Skopar, 21mm f/4 – © KenRockwell

Also wieder warten, Wie gesagt, in mir flammte Visionen jeder x-beliebigen Behörde auf, und wo zum Teufel gibt es hier eigentlich dann die Wartenummern – ich hatte ja Zeit mittgebracht und solange konnte ich die prächtigen und bunten Auslagen bewundern. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sich bei den Verkäufern langsam eine geschäftige Unruhe ausbreitete – offensichtlich waren sie bemüht eine Lösung zu finden. Kurz später stand mir der besagten Verkäufer gegenüber, also gleicher Sermon und zur Unterstützung meines Anliegens legte ich das Objektiv gleich auf den Tresen. Zur Erinnerung das SC Skopar wurde bis März 2007 hergestellt, ich rede also von keiner Antiquität. Eigentlich wollte ich ihn doch gerne noch nach einem weitern hinteren Objektivdeckel für ein Nikon Nikkor-S 5cm f/1.4 von ca. 1962 (das ist nun wirklich eine Antiquität) fragen – mir kamen schleichende aber ernstzunehmende Zweifel, ob dieses zuzügliche Anliegen überhaupt zu einem Erfolg führen würde. Der distinguiert daherkommende und reserviert wirkende Herr nahm das Objektiv entgegen und versuchte erstmal, wahrscheinlich aus Unwissenheit, rund 2 Minuten lang die Schutzklappe vom Objektiv zu trennen. Dabei wiegte er mehrmals phlegmatisch den Kopf und murmelte irgendetwas unverständliches in seinen imaginären Bart (und schon wieder nicht verstanden, jetzt sind es hier schon Zwei von der Sorte – vielleicht sollte ich doch mal zum HNO). Mal zum Verständnis bei dem 21mm Objektiv handelt es sich um einen für Contax und Nikon Meßsucherkameras üblichen externen Bajonettanschluss, man muss nur die deutlich sichtbare mechanische Arretierung am Objektivtubus (siehe Abbildung linker Bildrand) drücken, dann und nur dann kann der hintere Schutzdeckel abgenommen werden. Während dieser Prozedur versuchte ich einfacherhalber dem Fachverkäufer gleich davon zu überzeugen, dass Voigtländer mir in oben zitierten Email quasi die Verfügbarkeit bestätigt hatte und ich lediglich diesen Schutzdeckel über das Fachgeschäft beim Kundendienst bestellen müsse – und schon wieder gegen die Wand geredet (Wahrscheinlich hätte selbst Kafka langsam an der Szene gefallen gefunden, siehe „das Schloss“). Und zur Klimax der surrealen Darstellung erklärt mir dieser Mensch leicht gequält und sichtlich bedeutungsschwer das der Schutzdeckel, der Bajonettanschluss eigentlich das gesamte Objektiv kein Standard sei und belehrt mich noch, dass Voigtländer nur Objektive mit M- und M39-Anschlüssen herstellt – ach ehrlich, dass habe ich bisher nicht bemerkt, aber danke für den Hinweis! Mein insitieren auf ein mögliches Ersatzteil von  Seitens Voigtländer wurde glattweg mit dem Hinweis auf den fehlenden Standard (nicht schon wieder) verworfen. Aber wovon zum Teufel redet dieser Mensch da eigentlich – kein Standard! Das orginäre Contax C-Bajonett und das annähernd baugleiche Nikon S-Bajonett sollen, wenngleich älteren Datums, keinen Standard darstellen! Ich hatte mittlerweile ja wirklich einiges erwartet, nur das nicht. Nun, er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht zu eruieren, ob es sich bei dem Objektivdeckel möglicherweise um eine Ersatzteil handelt, geschweige denn hat er in einem Produktkatalog geschaut, stattdessen gabt er mir das Objektiv zurück und betont nochmals, dass es sich um kein gültigen Standard (zum Dritten – was wird das hier: Lernen durch Repitation) handeln würde, damit war die Sache für ihn erledigt – gut, dann halt nicht.

Ach ja, von wegen kein Standard, ich empfehle doch mal eine kurze Recherche [z.B. HIER] – so mal nebenbei – für die Zigarttenpause. Es reicht offensichtlich nicht, dem Laden einen neuen Schick zu verpassen, etwas fachliche Kompetenz außerhalb der aktuellen digitalen Plastikbomber kann eigentlich nicht schaden. Und nein, ich will immer noch keine Vollplastik Digitalkamera, die offensichtlich irgendeinem Standard entsprechen, erwerben. Okay, es gestaltet sich für mich nun wie folgt, sie wollen nicht und ich muss nicht – also suche ich mir ein anderes Fachgeschäft, bei dem fachliche Kompetenz sich nicht nur auf das aktuelle Programm digitaler Kameras gängiger Hersteller beschränkt. Nicht dass ich die fachliche Kompetenz den Verkäufern hier absprechen möchte, ganz im Gegenteil – wahrscheinlich sind sie sogar richtig gut ausgebildet. Aber so muss ich vermuten, wurde diese Ausbildung dann sehr einseitig vorgenommen.

3 thoughts on “1. Schlechte Erfahrung mit dem Fotofachgeschäft Foto Meyer, Berlin

  1. Sehr feiner Bericht, der meine Erfahrung widerspiegelt. Es scheint Teil der Folklore zu sein, dass Fotofachgeschäfte sich in ihrer Arroganz lieber mit sich selbst beschäftigen als auf Kundenfragen und -wünsche einzugehen.
    So habe ich als ambitionierter Hobbyfotograf bei mehreren Geschäften erlebt (Foto Preim, Aachen, Audiophilfoto Aachen, Foto Gregor Köln…)

    1. Das schlimmst daran ist aber, daß diese Läden es eigentlich überhaupt nicht nötig hätten so zu agieren. Ich kann mal ein Besuch im Leica Store in der Fasanenstrasse empfehlen, das setzt allen noch die Krone auf. (Zumindest sind meine Besuche ausschließlich von den zwei Extremen, sehr negativ oder ausgezeichent, geprägt.) Jetzt muss man aber auch mal ehrlich sagen, daß es hierbei auch einige löbliche Ausnahmen gibt. Spontan fällt mir in Berlin Foto Hess und Foto Schilling ein!

  2. Hallo,

    der Bericht spiegelt genau auch meine Erfahrungen mit diesem „Geschäft“ wieder. Den Begriff „Fachgeschäft“ möchte ich jetzt einmal nicht mit dem Laden im Erdgeschoß der Welser Str. 1 nennen. Vom Begriff Fachverkäufer haben die wahrscheinlich auch noch nie etwas gehört – meiner Meinung und Erfahrung nach.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert