Die emazipation der achitekturfotografie zu einer eigenständige kunstform fand initial in den frühen 20er Jahren des letzten jahrhunderts statt. In den 70er jahren wurde der zugrundeliegende begriff, durch eine immer stärker divergierende bedeutungsvielfalt besetzt, die die zunehmend komplexeren verhältnisse zwischen fotografen und architekten offen widerspiegelte. Während dieser entwicklung entstanden zahlreiche stilistische varianten, die der architekturfotografie im „weiteren sinne“ zuzuordnen sind und dabei den grundsätzlichen charakter einer dienden fotografie,“architekturfotografie – im engeren sinne“e“e“ beschrieben, nicht primär erfüllen.
Einige exemplarische positionen zur architekturfotografie sind u.a die um die jahrhundertwende entstandenen dokumentarischen, noch durch technik bedingt, menschenleeren pariser straßenbilder von eugene atget (1827-1957), die das verschwinden historisch gewachsenener strukturen gegenüber dem rastanten technischen fortschritt dokumentierten. Albert renger-patzsch (1897-1966), als vertreter der „neuen sachlichkeit“, in der das sujet zumeist vom kontext gelösten ist, um den betrachter die immanete essenz (form, struktur, materialität) des abgebildetetn aufzuzeigen. Alexander rodtschenko (1891-1956), sowie fotografen des bauhauses (l. moholy-nagy, a. feininger, umbo u.a.) als vertreter des „neuen sehens“, einer experimentell-künstlerisch ausgerichteten fotografie die aus dem sehr objektiven ansatz der neuen sachlichkeit hervorging und als ziel vorgab: „fernab impressionistischer manier und doch auf unterschiedlichste art und weise zu einer konsequent zeitgemäßen darstellung der moderne zu kommen“ [G.HO]. Aus dieser strömug sei noch exemplarisch berenice abbott (1898-1991) zu nenen, deren arbeiten aus den 30er jahre den wandel new yorks dokumentierte und deren arbeiten von atget beeinflusst wurde, deren nachlassverwalterin und archivarin sie war. Walker Evans (1903-1975) „dokumentarische stil“, der in den späten 30er jahren als sujet urbane normierten gebäude ohne merkmale individueller inbesitznahme der bewohner abbildete. Sowie Lee friedländer (1934) der durch w. evans beeinflusste wurde und dessen stil „der individuellen perspektive“ in den 60er Jahren weiterführte und dessen arbeiten durch die verwendung von serien gekenzeichnet ist.
Die arbeiten der „new topographics movement“ aus den 60er Jahren, deren sujet durch den fliessende übergang des urbanen in den ruralen raum geprägt ist. Bekannte vertreter sind robert adams, lewis baltz, stephen shore, nicholas nixon, joe deal sowie bernd und hilla becher. Letztere bestechen durch ihre seriellen typographien als bestandsaufnahme einer vom verschwinden begriffenen industriearchitektur. Durch die anordnung zu typologischen reihen, bewegen sich die arbeiten b. und h. bechers zwischen reiner dokumentarischer form und abstrakter gestaltung. R. adams und s. shore vertreten einen ähnlichen ansatz der die persönliche distanz und die sachlichkeit dokumentarischer aufnahmen betont.
Währ“architekturfotografie – begriffsbestimmung“ung“ noch von einem spannungsfeld zwischen dokumentation und interpretation sowie zwischen konstruktion und repäsentation gesprochen wird, reichen nunmehr die diese kategegoriepaare nicht mehr aus, um die heterogenität eines weiter gefassten architekturfotografie-begriffs zu fassen. Spätestens aber ab den 70er jahren ist eine exakte einteilung und trennung in kategorien auf grund der zunhemenden differenzierung ohnehin kaum noch möglich.