Skulptur Borghesischer Fechter auf dem Wächterhaus vor dem Schloß Charlottenburg, Berlin - © bildraum-f | fotografieDie Abbildung zeigt die Skulptur „Borghesischer Fechter“ auf dem Portal vor dem Ehrenhof am Schloß Charlottenburg. Die auf beiden Seiten des Portal stehenden Figuren bestehen aus einem weiß getünchtem Zinkguss und wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf die den Vorplatz flankierenden Wächterhäuser gestellt.
„…Dargestellt ist ein Kampfmotiv, bei dem der Kämpfer sich gleichzeitig mit dem linken Arm verteidigt und mit dem rechten Arm einen Angriff ausführt. Am vorgestreckten linken Arm befindet sich eine Halterung für einen Schild, … Der Kämpfer wollte sich gegen einen Angriff von oben, wahrscheinlich vor einem Reiter schützen. Der Kopf ist in einer plötzlichen nach links gerichteten Bewegung gezeigt, mit welcher der Kämpfer direkt auf den angreifenden Feind blickt und ihn fixiert. Die Gesichtszüge zeigen volle Konzentration, aber keinen Ausdruck einer Gemütsbewegung. …“ Zitat: Archäologische Sammlung Universität Graz
Die beiden Borghesischer Fechter sind die einzigen Skulpturen im Schloß Charlottenburg mit einem krierischen Hintergrund. Es handelt sich um Kopien einer antiken Marmorskulptur aus dem 1. Jahrhundert vor Christus aus Griechenland (vermutlich Agasias aus Ephesos), die im 16. Jahrhundert bei Ausgrabungen in der Villa Kaiser Neros in Anzio in der Nähe von Rom gefunden wurde. Seit 1613 stand die Plastik dann in der römischen Villa Borghese, woher auch offensichtlich den Namen stammt. 1806 requirierte Napoléon I. kurzerhand die Skulptur, die seitdem im Pariser Louvre steht, aber im Unterscheid zu den Charlottenburger Figuren ist die Figur im Louvre am Torso beschädigt und zudem fehlen auch Schwert und Schild. Während der Antiken-Mode, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, diente die Figur als Vorlage anatomischer Studien und wurde entsprechend häufig kopiert und nachgebildet, diese Kopien sind heute noch europaweit in in vielen Villen und Schlossgärten zu finden. (Nachgüsse sind  in Petworth House und im „green court“ in Knole, im Schlosspark von Lützschena und im Treppenhaus des Goethe-Anbaus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu finden). Wie und warum die beiden Fechter nach Berlin kamen verbleibt jedoch im Dunklen, aber die Herstellung der Skulturen lässt sich hingegen relativ gut datieren. Anhand alter Abbildungen um 1848 kann man das Jahr der Aufstellung auf dem Torhaus schließen. Die Figuren selbst wurden mit einem 1826 von der Gießerei Geiß entwickleten und erst ab 1840 industriell nutzbaren Zink-Hohlguss Verfahren hergestellt worden, die zudem ab 1840 einen regen Handel mit Kopien antiker Plastiken und Skuplturen verzeichnete, so daß heute im Allgemeine auch davon ausgegangen wird, daß die beiden Fechter-Figuren auch aus der bezeichneten Werkstätte kommen. Die Figuren wurden im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt, in den 80er Jahren mußten die Figuren jedoch vollständig saniert werden, da die Corpora über die Jahre hinweg durch äussere Umwelteinflüsse marode wurden.

[Nikon S3 Y2000, Nikkor-S 50mm F/1.4, Kodak Professional T-Max 400]