Bronze-Skulptur "Bauarbeiter" des Bildhauers Gerhard Thieme aus dem Jahre 1968, Ecke Hirtenstraße / Karl-Liebknecht-Straße, nördlich vom Alexanderplatz - © bildraum-f | fotografie “Ein Brocken für die Projektierer, sie kaun dran / Und malen einen Grundriß nach dem andern / Und ein Gemälde löscht das andre aus. / Das geht in Ordnung, wenns auf dem Papier bleibt / Neu will probiert sein und Papier ist geduldig. / Auf dem Papier bleibts nicht: der Bau ist Schwerpunkt / Beschluß der Vereinigten Volkeseigenen Betriebe, warum weiß Stalin.” Heiner Müller, der Bau  (1963)

Der Künstler Gerhard Thieme schuf 1968 die Bronzeplastik mit dem Namen “der Bauarbeiter“, die nördlich des Alexanderplatz nahe der Hirtenstrasse Ecke Karl-Liebkknecht-Strasse ebenerdig vor dem Gebäude des ehemaligen VEB Kominat Ingenieur-Hochbau Berlin aufgestellt wurde. Heute befindet sich im Übrigen der Bundesbeauftrage für Stasiunterlagen in diesem Gebäudekomplex. Die Plastik wurde den heldenhaften „Bauschaffenden der Hauptstadt“ gewidmet. Die rund 4.00m hohe Darstellung eines unbekannten Bauarbeiters hat den rechten Arm erhoben und scheint etwas auf einer Baustelle zu prüfen, eine Anweisung zu geben oder nach etwas zu fassen. Aus dem richtigen Blickwinkel scheint der Baurabeiter jedoch direkt nach der Kugel der Aussichtsplattform des Fernsehturms am Alexanderplatz zugreifen – fast könnte man glauben, daß dieser Griff nach dem “Stern”, eine Form versteckten Kritik darstellen sollte. Für eine solche kritische Beziehung gibt es jedoch keinerlei Belege, obschon der Fernsehturm 1 Jahr früher fertiggestellt und erst 1969 funktional eingeweiht wurde. Die visuelle Beziehung zumindest, wie auf dem Foto hier augenfällig nachgewiesen, zwischen Fernsehturm (Monument) und Bauarbeiter (Grossplastik) sollte durchaus den Verantwortlichen bekannt gewesen sein.

[Hasselblad XPan, 45mm f/4, Kodak Professional Tri-X]