„Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmässig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.“ – Andreas Feininger
Nun habe ich schon ein Resümee über 5 Jahre andauernde künstlerische Arbeit an und um die Seite „bildraum-f | fotografie“ angekündigt, stehe aber sogleich vor einem inhaltlichen Dilemma: Was soll, besser will man und sollte dennoch lieber nicht nach so einer Zeit schreiben?
Sicher wäre ein reizvoller Ansatz, wenn auch sehr kryptisch, sich dem Thema über die fotografische Theorie der Archive zu nähern. Der Medientheoretiker Vilém Flusser sieht in den späten 80er Jahren eine zukünftige Menschheit, deren primärer und einziger Zugang zur Wirklichkeit die Bilder der Computer sind, in denen die Wirklichkeit und Welt schon verschwunden und archiviert ist. „Die Menschen werden, jeder für sich, in Zellen sitzen, mit Fingerspitzen an Tastaturen spielen, auf winzige Bildschirme starren und Bilder empfangen, verändern und senden.“ [Flusser] Das Universum der technischen Bilder ist nach Flusser eine Welt der Archive, das Archiv als Welt. [Stiegler] In dem sich die Welt durch andauernde Wandlung und Neuschöpfung der Wirklichkeit widerspiegelt. „…wird eine immer weiter um sich greifende, sich erneuernde und verdichtete Aura von technischen Bildern ausstrahlen und ein universales Schauspiel abgeben.“ [Flusser] Dem folgend wird unter anderem die ambivalente Dualität der fotografischen Archive, als ein Ort des Aufbewahrens und des zeitgleichen Verschwindens, deutlich. In dem Zuge ist nicht nur das Archiv ein Ort des Gedächtnis, sondern auch das Gedächtnis ist ein fotografisches Archiv [Stiegler].
So ein theoretischer Exkurs ist mitunter nicht so spannend und unterhaltend, aber zuweilen recht hilfreich. Also doch eher eine kurze statistische Aufarbeitung aus 5 Jahren: fast 300 Artikel, bei rund 11.000 Fotografien, zwei Dutzend verschiedene Kameras und wahrscheinlich doppelt so viele Objektive. Ach und natürlich die unvermeidlichen diversen ärgerlichen Urheberrechtsverletzungen durch Dritte. Die Seite verzeichnet im Schnitt rund 22.000 Hits bei durchschnittlich 6.250 eindeutigen Besuchern im Monat (Hacker, Spammer und Bots zähl ich eh nicht mehr). Rund 150 Anleitungen und Reparaturhandbücher (insgesamt ca. 600MB) verschiedenster Kameratypen werden dauerhaft vorgehalten (bei rund 15.000 Downloads im Jahr). Auch Fakten und Zahlen können auf Dauer ermüdend wirken – also was dann schreiben.
Wahrscheinlich sollte ich mich einfach freuen und mich bei allen bedanken, die mir geholfen und mich unterstützt haben – also auf weiter 5 Jahre. Ob sich was in Zukunft ändern wird – was weiß ich jetzt, ich entscheide mich dann – DANKE.
[Zeiss Ikon SW, Carl Zeiss Biogon 21mm f/2.8, Kodak Professional TriX 400, B+W 046, 022 MRC 2x]/